Bonitätsprüfung
Die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und Verbrauchern
Die Kreditwürdigkeit von Privatpersonen und Unternehmen wird mit dem Fachbegriff Bonität bezeichnet. Der Ausdruck stammt von den lateinischen Vokabeln „bona“ für Vermögen und „bonitas“ für Vortrefflichkeit. Bei einer Bonitätsprüfung werden das bisherige Zahlungsverhalten eines Zahlungspflichtigen sowie weitere wirtschaftliche Aspekte überprüft. Aus den verschiedenen Bonitätskriterien, die bei der Prüfung abgefragt werden, lassen sich Schlüsse über die zukünftige Zahlungsmoral ziehen. Häufig wird die Bonität als Punktezahl, Prozentwert oder Score dargestellt. Je mehr Punkte oder Prozente ein Unternehmen oder eine Person erhält beziehungsweise je höher der Scorewert ausfällt, umso höher ist die prognostizierte Zahlungsfähigkeit.
Warum erfolgt eine Bonitätsprüfung bei Unternehmen?
Eine Bonitätsprüfung wird aus verschiedenen Gründen durchgeführt:
- Aufnahme eines Kredits
- Abschluss eines Handyvertrages
- Abschluss eines Leasingvertrages für ein Fahrzeug oder für Maschinen
- Abschluss eines Mietvertrages für Gewerbeimmobilien
- Fusion oder Aufkauf von Unternehmen
- Factoring
Banken, Geschäftspartner, Vermieter oder Handyanbieter möchten sicherstellen, dass das überprüfte Unternehmen in der Lage ist, seinen Zahlungsverpflichtungen ordnungsgemäß nachzukommen. Daher erfolgt in vielen Branchen eine Bonitätsprüfung, deren Umfang sich nach dem zugrunde liegenden Vertrag richtet. Da jeder Kreditgeber das Risiko eines Zahlungsausfalls trägt, wird die Bonitätsprüfung oft schon bei geringen Beträgen ausgeführt. Bei Großkrediten von mehr als 750.000,00 Euro ist die Bonitätsprüfung nach § 18 KWG (Kreditwesengesetz) sogar gesetzlich vorgeschrieben.
Wer darf eine Bonitätsprüfung von Unternehmen durchführen?
Je größer ein Unternehmen ist, umso mehr Erfahrung muss ein Prüfer mitbringen, um eine aussagekräftige Bonitätsprüfung zu erstellen. Die Bonität von kleinen und mittleren Unternehmen wird in der Regel durch Wirtschaftsauskunfteien geprüft. Zu den bekanntesten Auskunfteien in Deutschland für eine B2B Bonitätsprüfung gehören:
- Schufa
- Creditreform
- Bürgel
- Arvato Infoscore
Bei größeren Unternehmen, Banken oder Staaten führen Ratingagenturen die Bonitätsprüfung durch. Die führenden Ratingagenturen der Welt haben ihren Sitz im Ausland:
- Moody’s mit Sitz in New York
- Standard and Poor’s (S&P) mit Sitz in New York
- Fitch Ratings mit Sitz in New York und London
- DBRS mit Sitz in Toronto
Auch Factoringunternehmen führen Bonitätsprüfungen durch. Dabei legt der Factor dieselben Bonitätskriterien zugrunde wie eine Auskunftei oder eine Ratingagentur.
Wie läuft eine Bonitätsprüfung ab?
Um die Bonität einer Firma umfassend zu beurteilen, sieht sich der Prüfer verschiedene Unterlagen an. Die Dokumente sind entweder öffentlich einsehbar oder das überprüfte Unternehmen stellt sie auf Anforderung zur Verfügung. Die fertige Bonitätsauskunft enthält zunächst allgemeine Informationen wie Branche, Firmenbezeichnung, Sitz, Historie und Geschäftsleitung. Damit Kreditinstitut, Factor oder Geschäftspartner Schlüsse über das Zahlungsverhalten des überprüften Unternehmens ziehen können, sind weitere Angaben nötig. Daher enthält die Bonitätsauskunft auch Einzelheiten über:
- Insolvenzinformationen
- Inkassoinformationen
- Bonitätsinformationen
- Bilanz
- Gruppenstruktur mit Muttergesellschaft oder Tochtergesellschaften
Warum nutzt eine Bonitätsprüfung meinem Unternehmen?
Wenn sich eine Firma dazu entschließt, im Rahmen von Factoring offene Rechnungen zu verkaufen, führt der Factor eine Bonitätsprüfung sowohl von Kreditor als auch von den Debitoren durch. Die Prüfung hat für den Kreditor gleich zwei Vorteile: Zum einen beweist eine erfolgreiche Bonitätsauskunft die eigene Zahlungsfähigkeit und zum anderen werden die wirtschaftliche Situation und das Zahlungsverhalten seiner Käufer regelmäßig überprüft. Zahlungsunwillige oder insolvente Kunden werden durch die Bonitätsprüfung schnell erkannt. So kann der Verkäufer die Geschäftsbeziehung rechtzeitig beenden, bevor ihm ein finanzieller Schaden entsteht. Je besser die Bonität eines Unternehmens ist, umso günstiger fallen außerdem die Konditionen für einen Kredit oder für einen Factoringvertrag aus.