Factoring Lexikon

Warenkreditversicherung

3 Min. Lesezeit

Nahaufnahme einer rechten Männerhand, die mit einem Kugelschreiber eine Warenkreditversicherung unterschreibt.

Was ist eine Warenkreditversicherung?

Wenn eine Firma einem Kunden ein Zahlungsziel zur Begleichung der Rechnung für eine Warenlieferung oder eine Dienstleistung einräumt, handelt es sich um einen unverzinsten Kredit. Als Kreditgeber kann sich das Unternehmen mit der Warenkreditversicherung, abgekürzt WKV, gegen einen Forderungsausfall absichern. Damit ist der Versicherungsnehmer gleichzeitig Begünstigter im Schadensfall.

Absicherung gegen Forderungsausfall

Andere Bezeichnungen für die Warenkreditversicherung sind Kreditversicherung, Forderungsausfallversicherung oder Delkredereversicherung. Aus diesen Bezeichnungen wird deutlich, dass der Verkäufer nicht eine Warenlieferung oder eine Dienstleistung versichert, sondern die offene Forderung aus der erbrachten Leistung. Wenn Sie eine Warenkreditversicherung abschließen möchten, können Sie sich an eine Versicherungsgesellschaft vor Ort, einen Onlineversicherer oder an eine Bank wenden, die diesen Versicherungsschutz anbietet. Der Kreditversicherer zeigt Ihnen die verschiedenen Vorteile auf, die die Warenkreditversicherung beinhaltet.

Diese Vorteile bietet eine Kreditversicherung

Der Schutz, den die Kreditversicherung bietet, umfasst diese Bereiche:

  • Sicherung der eigenen Liquidität
  • Schutz vor Forderungsausfall
  • Bonitätsprüfung der Kunden
  • Neukundengewinnung durch Anbieten von Zahlungszielen
  • Verbesserung der eigenen Bonität und des Bankenratings

Unternehmen, die eine WKV abschließen, können ihren Kunden großzügige Zahlungsziele von 30 bis 180 Tagen anbieten. Wenn der Abnehmer die Forderung nicht begleicht oder es zu einem Zahlungsverzug kommt, entsteht dem Verkäufer kein kompletter Ausfall. Er muss nur den Anteil tragen, den die Versicherung nicht abdeckt. Das senkt das unternehmerische Risiko und gibt Planungssicherheit. Diese Sicherheit zeigt sich auch in der Verbesserung der eigenen Bonität und einer besseren Bewertung im Bankenrating.

Wann zahlt eine Warenkreditversicherung?

Je nach Umfang des Versicherungsvertrages leistet der Kreditversicherer in diesen Fällen:

  • Zahlungsverzug
  • Zahlungsausfall
  • Insolvenz des Käufers

Bei Abschluss des Vertrages wird für jeden Kunden ein Limit festgelegt, bis zu dem Lieferungen und Leistungen abgesichert sind. Es kann sich sowohl um inländische Abnehmer als auch um Käufer mit Sitz im Ausland handeln. Die Versicherungsgesellschaft überprüft laufend die Bonität der Kunden, sodass das versicherte Unternehmen während der Laufzeit der Versicherung weitere Forderungen einreichen kann.

Wenn bei Fälligkeit keine Zahlung erfolgt, leitet der Lieferant das Mahnverfahren ein. Falls der Kunde noch immer nicht zahlt, übernimmt der Kreditversicherer das Inkasso. Dazu wird dem Debitor eine Frist gesetzt, bis zu der die Zahlung erfolgen muss. Falls die Zahlungsfrist erfolglos verstreicht, zahlt die Versicherung 60 %–80 % der Nettoforderung an den Lieferanten aus. Die Zahlung erfolgt auch bei einer Insolvenz des Schuldners.

Was kostet eine Warenkreditversicherung?

Jeder Anbieter kalkuliert den Beitrag für die Versicherung nach hauseigenen Vorgaben. Dabei legen die Versicherungsgesellschaften jedoch dieselben Kriterien zugrunde:

  • Branche und Größe von Versicherungsnehmer und seinen Kunden
  • Laufzeit des Zahlungsziels: Längere Zahlungsziele bedeuten ein größeres Risiko und sind daher teurer als kurze Zahlungsziele
  • Schadenhistorie bisheriger Zahlungsausfälle
  • Maximale Höchstentschädigung: Diese beträgt ein Vielfaches der Jahresprämie für die WKV
  • Einschluss zusätzlicher Versicherungsleistungen, wie politische Risiken, Absicherung einer höheren Summe durch einen zweiten Kreditversicherer (Top-up-cover) oder unberechtigtes Ziehen von Gewährleistungsbürgschaften oder Anzahlungsbürgschaften (unfair calling)

Die Unterschiede zwischen Factoring und Warenkreditversicherung

Auch beim Factoring sichert sich ein Unternehmen gegen Forderungsausfälle ab. Dabei erhält der Lieferant 100 % der Forderung ersetzt. In der Regel zahlt der Factor 80 % der Rechnungssumme innerhalb von 48 Stunden nach Einreichung aus. Die restlichen 20 % folgen bei Fälligkeit der Rechnung. Eine Warenkreditversicherung hingegen deckt nur 60 % – 80 % des Forderungsbetrages ab. Zusätzlich müssen die Versicherten die Höchstentschädigung beachten, die häufig das 20-Fache bis 30-Fache der WKV-Jahresprämie beträgt.

Falls es zu gerichtlichen Maßnahmen gegen den Debitor kommt, übernimmt beim Factoring der Factor die Kosten. Bei der Versicherung muss das versicherte Unternehmen diese Kosten selbst tragen.

Ein weiterer wichtiger Unterschied liegt in der Auswirkung auf die Bilanz. Rechnungen, die an einen Factor verkauft werden, erscheinen nicht mehr in der Bilanz. Dadurch reduziert sich die Bilanzsumme, während gleichzeitig die Eigenkapitalquote steigt. Bei Abschluss der Versicherung muss das Unternehmen die Forderung weiterhin auf der Aktivseite der Bilanz ausweisen, sodass keine Bilanzoptimierung stattfindet.

 

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